Trinkwasser gilt in Deutschland, der Schweiz und vielen anderen Ländern als eines der am strengsten kontrollierten Lebensmittel. Dennoch rückt ein Stoff in den Fokus von Umweltmedizinern und Verbraucherschützern: PFAS, auch bekannt als "Ewigkeitschemikalien". Diese Industriechemikalien belasten zunehmend unser Trinkwasser – mit bislang nicht vollständig abschätzbaren Folgen für die Gesundheit.
In diesem Artikel erfährst du, was PFAS sind, wie sie ins Trinkwasser gelangen, welche Gefahren davon ausgehen und wie du dich effektiv schützen kannst.
Inhaltsverzeichnis
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Was sind PFAS?
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Wie gelangen PFAS ins Trinkwasser?
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Warum sind PFAS gesundheitsschädlich?
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Wie finde ich heraus, ob mein Wasser belastet ist?
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Welche Grenzwerte gelten für PFAS?
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Wie kann ich PFAS aus dem Trinkwasser filtern?
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Gesundheitliche Risiken von PFAS im Detail
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Was kann ich tun, um mich vor PFAS zu schützen?
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Fazit: Handeln statt hoffen
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
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Weiterführende Links & Quellen
Was sind PFAS?
PFAS steht für "per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen". Es handelt sich um eine Gruppe von mehreren tausend synthetischen Chemikalien, die seit den 1950er-Jahren in der Industrie verwendet werden. PFAS machen Materialien fett-, schmutz- und wasserabweisend und kommen in zahlreichen Alltagsprodukten wie Outdoor-Kleidung, Pfannen (Teflon), Feuerlöschschaum, Verpackungen oder Kosmetika vor.
Problematisch ist ihre chemische Struktur: PFAS sind extrem stabil und werden in der Umwelt kaum abgebaut. Diese Eigenschaft macht sie so langlebig, dass sie sich über Jahrzehnte in Wasser, Boden, Tieren und letztlich im menschlichen Körper anreichern können.
Wie gelangen PFAS ins Trinkwasser?
PFAS gelangen vor allem durch industrielle Prozesse, Kläranlagen, Deponien und kontaminiertes Erdreich in die Umwelt. Besonders betroffen sind Regionen mit Chemiebetrieben oder ehemaligen Militärstandorten, an denen PFAS-haltiger Löschschaum verwendet wurde.
Diese Substanzen versickern in den Boden und gelangen von dort ins Grundwasser. Auch Oberflächengewässer können durch Abwässer kontaminiert werden. Da viele Wasserwerke ihre Versorgung aus dem Grundwasser oder aus Flüssen beziehen, kann PFAS über diesen Weg ins Leitungswasser gelangen.
Warum sind PFAS im Trinkwasser gesundheitsschädlich?
PFAS stehen im Verdacht, eine Reihe von gesundheitlichen Problemen auszulösen. Studien deuten auf Zusammenhänge mit Leberfunktionsstörungen, erhöhten Cholesterinwerten, Störungen des Immunsystems und bestimmten Krebsarten hin. Auch eine Beeinflussung des Hormonhaushalts sowie Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit werden diskutiert.
Besonders gefährdet sind Kinder, Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Da PFAS sich im Körper anreichern und nur sehr langsam ausgeschieden werden, führen selbst geringe Mengen bei langfristiger Aufnahme zu potenziellen Risiken.
Gesundheitliche Risiken von PFAS im Detail
Die gleiche chemische Stabilität, die PFAS in Industrie und Konsumgütern so nützlich macht, macht sie für den menschlichen Körper gefährlich. PFAS sind biologisch kaum abbaubar und lagern sich im Gewebe an – teils über Jahrzehnte hinweg. Zahlreiche Studien zeigen, dass selbst geringe Konzentrationen im Blut langfristig negative Auswirkungen haben können.
Die Folgen sind vielfältig und wissenschaftlich zunehmend belegt:
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Reproduktive Gesundheit: PFAS können den Hormonhaushalt stören und sich negativ auf Fruchtbarkeit, Menstruationszyklen und den Verlauf der Wechseljahre auswirken.
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Hormonelles Gleichgewicht: Als sogenannte endokrine Disruptoren beeinflussen PFAS zentrale Botenstoffe wie Östrogen und Testosteron.
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Immunsystem: Erhöhte PFAS-Werte im Blut stehen mit einer verminderten Impfantwort und einer geschwächten Abwehr gegen Krankheitserreger in Verbindung.
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Krebsrisiko: Besonders die Verbindung PFOA wird mit einem erhöhten Risiko für Nieren- und Hodenkrebs in Zusammenhang gebracht.
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Leber: PFAS beeinflussen Leberenzyme und können zu funktionellen Störungen und Stoffwechselproblemen führen.
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Stoffwechsel: Studien zeigen Korrelationen mit Übergewicht, Typ-2-Diabetes und einer gestörten Insulinregulation.
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Nervensystem: Bei Kindern wird ein Zusammenhang mit Entwicklungsverzögerungen und kognitiven Einschränkungen diskutiert.
Fazit: Die bekannten Auswirkungen sind alarmierend – und vermutlich nur ein Teil des tatsächlichen Schadenspotenzials. Es besteht dringender Handlungsbedarf in Forschung, Regulierung und individueller Vorsorge.
Wie kann ich herausfinden, ob mein Trinkwasser belastet ist?
Ob PFAS im Trinkwasser vorhanden sind, lässt sich über die zuständigen Wasserversorger oder Umweltbehörden in Erfahrung bringen. In Deutschland sind die Wasserwerke verpflichtet, Analysedaten zur Trinkwasserqualität auf Anfrage bereitzustellen. In der Schweiz erfolgt die Überwachung dezentral durch Kantone und Gemeinden.
Für Verbraucher besteht zudem die Möglichkeit, das eigene Wasser durch spezialisierte Labore untersuchen zu lassen. Dabei sollten gezielt PFAS-Werte angefordert werden, da diese nicht in allen Standardtests enthalten sind.
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Welche Grenzwerte gelten für PFAS im Trinkwasser?
Deutschland und EU: Seit Januar 2023 gilt in der EU eine neue Trinkwasserrichtlinie. Sie setzt einen Summengrenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter für die vier besonders problematischen PFAS (PFOA, PFOS, PFNA und PFHxS) sowie 0,5 Mikrogramm pro Liter für die gesamte Gruppe der relevanten PFAS.
Schweiz: Die Schweiz hat 2020 Empfehlungen für maximale Konzentrationen von PFAS im Trinkwasser herausgegeben. Der Grenzwert für einzelne PFAS liegt meist bei 0,1 Mikrogramm pro Liter. Auch hier orientiert man sich zunehmend an der EU-Richtlinie.
Experten kritisieren jedoch, dass auch diese Grenzwerte möglicherweise zu hoch angesetzt sind, da bereits deutlich geringere Mengen Auswirkungen auf den Organismus haben könnten. Die Forschung ist hier im Fluss, strengere Regelungen sind nicht ausgeschlossen.
Wie kann ich PFAS aus dem Trinkwasser filtern?
Normale Haushaltsfilter, wie sie z. B. auf Aktivkohle basieren, entfernen PFAS nur begrenzt oder gar nicht. Um PFAS effektiv zu entfernen, sind Hochleistungsverfahren notwendig.
Osmoseanlagen, insbesondere Umkehrosmoseanlagen, gelten als besonders wirksam. Bei diesem Verfahren wird das Wasser durch eine halbdurchlässige Membran gepresst, die nahezu alle Schadstoffe, inklusive PFAS, zurückhält. Auch Ionenaustauscher- und kombinierte Filtersysteme können bei richtiger Auslegung PFAS-Rückhaltequoten erreichen.
Was kann ich tun, um mich vor PFAS zu schützen?
Auch wenn die Regulierung von PFAS auf politischer Ebene langsam voranschreitet, gibt es bereits heute konkrete Maßnahmen, mit denen du deine persönliche PFAS-Belastung reduzieren kannst:
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Informiert einkaufen: Achte beim Kauf von Kleidung, Kosmetik, Kochgeschirr oder Outdoor-Produkten auf Hinweise wie "PFAS-frei". Vermeide fluorhaltige Beschichtungen und nimm stattdessen Alternativen aus Glas, Edelstahl oder Naturfasern.
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Trinkwasser filtern: Die effektivste Methode zur PFAS-Entfernung ist eine Umkehrosmoseanlage. Günstigere Alternativen wie Aktivkohlefilter bieten eingeschränkten Schutz, können aber in Kombination sinnvoll sein.
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Ernährung bewusst gestalten: Vermeide stark verarbeitete oder in Plastik verpackte Lebensmittel. Kaufen Sie bevorzugt regional, saisonal und ökologisch.
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Wissen weitergeben: Informiere dich sich über Studien, beteilige dich an lokalen Initiativen und hilf mit, das Thema in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
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Politischen Wandel unterstützen: Fordere strengere Gesetzgebung auf nationaler und EU-Ebene. Deine Stimme – bei Wahlen oder in Petitionen – macht den Unterschied.
Fazit: Handeln statt hoffen
PFAS im Trinkwasser sind ein reales und zunehmendes Problem. Trotz neuer gesetzlicher Regelungen bleibt eine Lücke zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und behördlicher Umsetzung. Wer nicht abwarten möchte, bis flächendeckend saubereres Wasser geliefert wird, kann selbst aktiv werden: durch Aufklärung, Tests und effektive Wasserfilterung. Sauberes Wasser ist kein Luxus, sondern ein Grundbedürfnis.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was sind PFAS genau und warum sind sie im Wasser?
PFAS sind langlebige Industriechemikalien, die über Abwässer, Kläranlagen und Deponien in die Umwelt und damit ins Trinkwasser gelangen.
Wie gefährlich sind PFAS für die Gesundheit?
Langfristige Aufnahme steht im Verdacht, Krebs, Hormonstörungen und Immunsystemschäden zu verursachen. Besonders risikobehaftet ist die Anreicherung im Körper.
Wird mein Leitungswasser regelmäßig auf PFAS geprüft?
Je nach Region und Wasserversorger ja. Eine verpflichtende Prüfung auf alle PFAS erfolgt jedoch nicht flächendeckend.
Welche Filter helfen wirklich gegen PFAS?
Osmoseanlagen (Umkehrosmose) gelten als sehr effektiv, ebenso spezielle Ionenaustauscher. Einfache Kannenfilter sind ungeeignet.
Kann ich PFAS im Wasser selbst erkennen?
Nein, PFAS sind geschmack- und geruchslos. Nur Labortests bringen Klarheit.
Wie sinnvoll ist eine Osmoseanlage gegen PFAS?
Sehr sinnvoll, da sie PFAS nahezu vollständig entfernt und somit eine hohe Trinkwasserqualität sicherstellt
Weiterführende Links & Quellen zum Thema “PFAS” (h3)
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ZDF heute: Chemikalien im Trinkwasser
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Umweltbundesamt Deutschland: PFAS im Trinkwasser – Sachstand und Aspekte zur Bewertung
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Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU): PFAS im Grundwasser: Den «Forever Chemicals» auf der Spur
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Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND): PFAS im Trinkwasser: BUND entdeckt Ewigkeits-Chemikalien in Leitungs- und Mineralwasser
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Europäische Umweltagentur: Emerging chemical risks in Europe — ‘PFAS’